
Riebeckplatz (Workshopverfahren)
Weiterbauen: Klein-Brasilia ist tot – es lebe Klein-Brasilia!
Auch wenn die Gestalt prägenden Elemente des Thälmann-Platzes aus den 60er Jahren verschwunden sind, so ist doch das damalige Grundprinzip anstelle des im Krieg zerstörten Leipziger Platzes noch sinnvoll: Nämlich die Abschirmung der Gründerzeitviertel vor der gestiegenen Verkehrsbelastung durch hohe, davor gestellte, gestaffelte „Platten“-Baukörper. Dies gilt auf absehbare Zeit, nämlich solange der Verkehrsknoten in der jetzigen Form unveränderbar notwendig bleibt – hier setzt unsere Lösung an:
Ein schlanker hoher Turm am Eingangsplatz und eine flache lange Landmarke entlang der Bahngleise sind markante Zeichen und schaffen sinnvolle Raumkanten. Neue Durchstiche ins sogenannte Rondell verbinden die Quadranten und lassen einen pulsierenden Ort der Bewegung von A nach B entstehen: Ein „Fußgänger-Transitraum“, der die logische Ausdifferenzierung in stadtseitiges Wohnen und bahnseitige Funktionsbauten verbindet.
Halle ist wieder sichtbar: Der Tower
Die beiden Hauptschlagadern der Doppelstadt Halle – Magistrale und Boulevard – spitzen sich in einem hohen Office-Tower zu, der an der richtigen Stelle ein markantes Zeichen setzt. Er schirmt den störendsten Teil des Verkehrslärms ab, verschiebt den Platz nach Norden und schafft so die Zonierung in Weg- und Ortraum – eine Voraussetzung zur Entwicklung von Aufenthaltsqualität an diesem hochfrequentierten Ort. Den nördlichen Platzabschluss bilden zunächst Sitzstufen als Übergang in das grüne Band zum Stadtgarten, später dann eine ergänzende Bebauung am vielleicht sogenannten „neuen Leipziger Platz“.
RadHighWay – die Logistikverbindung
Als weiterer Schritt wird vorgeschlagen den „Unort“ zwischen Rondell, Busbahnhof und Bahngleise durch Mobilitätsbausteine zwischen Ebene 0 und Ebene -1, wie z.B. ein Fahrradparkhaus mit Ausleihstation, zu besetzen. Der darüber liegende neue „Rad-Highway“ verbindet den Busparkplatz bzw. westlichen Bahnhofsausgang mit dem Nordostquadranten. So entsteht die lang ersehnte, flüssige niveaugleiche Radwege- und Fußgängerverbindung auf Ebene 0. Zwei markante Pfeiler dieses „Highways“ verbinden barrierefrei und auf kurzem Wege die beiden Niveaus mit Aufzügen.
Die Platzfassung für den Busbahnhof schafft ein Bürogebäude mit bahnhofsnahen Office-Nutzungen, wie Logistikdienstleister, Bahnhofsverwaltung und Nebenflächen für den zunehmenden Fernbusverkehr. Eine kleine Gewerbeeinheit (Bäcker o.ä.) begrüßt ankommende Busreisende und versorgt die Passanten.
Eine nächste Stufe könnte das Parkhaus auf dem Nordostquadranten sein. Mit Ausfahrt und möglichst auch Einfahrt aus der Delitzscher Straße (alternativ an der Westseite) und Ausgang auf der unteren Ebene bietet es Stellplätze für Pendler, Reisende, Besucher sowie Bedarf aus den weiteren Nutzungen und trägt so zur Belebung des Stadteinganges bei.
Das Riebeckrondell – den gordischen Knoten lösen
Zwei neue Durchstiche in das Rondell – einer vom Nordostquadranten und einer von der Südwestseite – lassen den Ort zu einem hellen, lebendigen Fußgänger- und Radfahrer-Transitraum werden. Die Verlegung der südwestlichen Straßenbahnhaltestelle in das Rondell verstärkt zusätzlich die neue Funktion als Knotenpunkt. Der Logik entsprechend sollten hier anstelle einer Ladennutzung lediglich Touristen-Information, Polizeistation oder vielleicht noch Sanitäranlagen angesiedelt werden.
Die Fläche der -1 Ebene weitet sich dadurch so stark, dass am Ende für den Nutzer gar nicht mehr der Eindruck entsteht, dass er sich auf einer unteren Ebene bewegt.
Dieser neu definierte Ort mit seinen neuen unterirdischen Verbindungen könnte nach dem Montanunternehmer Carl Adolph Riebeck benannt werden.
Die Kulturlinse
Der neue südliche Durchstich verbindet das Rondell mit dem Südwest-Quadranten. Es bildet einen dem Hotel vorgelagerten Bereich aus, der für permanente Kunst (Freiraumgalerie 2.0) und auch temporäre Kunst (z.B. Freilufttheater) und Spaß (Mini-Skate-Parcours) stehen kann. Ein achtgeschossiger Ergänzungsbau schließt die offene Ecke und bildet den linken Passepartout-Rahmen für den Stadteingang.
Achtung landmark! – das wissenschaftliche Kongresszentrum
Der neue nördliche Durchstich ist sinnvoller Anschluss an die zentrale Tiefgarage und kann Auftakt sein für eine großvolumige Struktur, die sich entlang den Bahngleisen legt. Sie kann für die hervorragende, logistische Anbindung der Stadt und für den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Halle stehen. Vorgeschlagen wird hier das gedachte Kongresszentrum mit wissenschaftlichen und universitären Nutzungen zu ergänzen, so dass auch außerhalb der Kongresszeiten der zugehörige Vorplatz mit Leben erfüllt ist.
Erweiterung Charlottenviertel
In einer eigenständigen Entwicklungsstufe kann durch abschnittsweisen Abbruch der beiden sperrenden Bürogebäude an der Dorotheenstraße eine Anbindung des Charlottenviertels geschehen. Die vorgeschlagene Neubebauung ist urbaner Mix aus vorwiegend Wohnnutzung, ergänzt mit Büroflächen – insbesondere entlang der Magdeburger Straße – und gegebenenfalls kleinen Gewerbeflächen (Gastronomie, Nahversorgung). Sie bildet die nördliche Platzwand gegenüber dem Tower aus und nach Osten eine gestaffelte achtgeschossige Raumkante zum Verkehr.
Ausblick
Der nördliche Bereich zwischen Magdeburger Straße und der Hochstraße bildet noch eine mögliche Entwicklungsfläche für weitere Gebäude. Geht man davon aus, dass in ferner Zukunft durch Weiterentwicklung der Verkehrsmittel (z.B. selbstfahrende Autos) der Verkehrsknoten ohne Hochstraße und Bypässe auskommt, werden erhebliche Flächen zur Nachverdichtung oder zur Stärkung des Grüngürtels in Nord-Süd-Richtung frei. Solange aber der Verkehrsknoten die jetzige Auslastung hat, ist es sinnvoll diese Flächen als staubbindenden Grünzug zu sehen.
Stadt Halle: Sie haben Ihr Ziel erreicht!
Die Konzentration der Verknüpfungen und der Bewegung in die Mitte entlastet die umliegenden Plätze, insbesondere den neuen Leipziger Platz.
Am Ende entsteht eine schlüssige Differenzierung und ein „Entzerren der Städtebau-Layer“: Zum einen in ein stadtseitiges, sich von Nord nach Süd erstreckendes Wohnband mit einer Nische für die neue Markierung des Stadteingangs. Zum anderen in die Weiterentwicklung der Ostseite zu einer Reihung von Sondernutzungen am Verkehrsknoten Bahn, Bus, Rad, Fußgänger und Auto, die durch den Rad-Highway auch für Fußgänger verbunden werden.
Der Stadtraum wird durchgängig gefasst und klare Stadtkanten sichtbar. Die Fertigstellung des dritten Umbaus des Stadtraumes bekommt eine neue signifikante Komposition aus Tower, Rondell und Hochstraße.