Infozentrum in Gardelegen
Gedenkstätte Isenschnibbe
21 x 46
Ein im Wald, in dreieinhalb Metern Höhe aufgespannter, einundzwanzig Meter breiter und sechsundvierzig Meter langer Betonrahmen, visualisiert die verlorengegangene räumliche Dimension der Feldscheune und damit die Dimension des Massakers.
Ort der Vermittlung
Die Annäherung an das Gebäude erfolgt aus Süden – auf der Todesmarschroute – und endet desperat als Sackgasse im Betonrahmen bzw. im Gebäude. Der Baukörper schirmt so den Gedenkpark ab und fordert den Besucher auf, sich zunächst zu informieren, bevor er in die verzerrte Darstellung der antifaschistischen Erinnerungskultur und nachfolgender Zeitschichten eintaucht. Selbst auf dem Vorplatz bleibt der Gedenkpark noch nicht sichtbar. Als Startpunkt für Führungen konzentriert sich hier die Aussage auf die Sichtbeziehung zur Stadt und die Dimension des Betonrahmens.
So treten die beiden primären Vermittlungsziele – Todesmarsch und Massaker – in den Vordergrund und werden in Beziehung zu Gardelegen und der Region gesetzt.
Der Betonrahmen bleibt auch im Gebäude von jedem Punkt über die Verglasungen und Oberlichter optisch präsent.
Ort der Bildung und für Veranstaltung
Alle Besucherbereiche sind in einem möglichst neutralen Großraum zusammengefasst.
Hohe bewegliche Wandlamellen machen den Dreiklang aus Seminarbereich, Wechselausstellung und Besucherraum, zusammen mit dem Empfang, zu einem äußerst multifunktionalen Raumkontinuum. Alle Möbel, wie Garderobenboxen und Sitzelemente sind beweglich. Nur so entsteht ausreichend Platz für die jährliche Gedenkveranstaltung. Im Alltagsbetrieb verschwindet die Seminarbestuhlung in den Lagerräumen, so dass für Gruppenarbeiten und Workshops, z.B. mit Jugendlichen, frei bespielbare Flächen entstehen. Die Wechselausstellungsfläche kann unabhängig davon in im Ganzen oder mit kleineren Ausstellungen auch nur teilweise flexibel genutzt werden.
In der tieferen Raumzone kann in der Dauerausstellung für den Besucher die konzentrierte Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes stattfinden. Von hier aus wird als erster Blick in den Gedenkpark nur das Gräberfeld in seiner vollen Breite sichtbar. Der Friedhof hat den unmittelbarsten und authentischsten Bezug zum Massaker und bildet den Endpunkt für den Besuch im Ausstellungsgebäude.
Ort der Erinnerung und der Trauer
Der unmittelbare Ausblick vom Großraum auf das Gräberfeld ist bereits im Rahmen des Ausstellungsbesuches die Gelegenheit zur Einkehr. Ein zweiter Ort ist an der Nordseite des Gebäudes im Zusammenwirken mit der Allee. Die geschlossene (Rück-)Wand mit eingeformter Sitzbank ist zum einen eine respektvolle Führung zum Friedhof, zum anderen bietet sich hier eine neutrale Beobachterposition für Reflektion und Rückzug. Sie ist aber auch eine exakte Ein- bzw. Abgrenzung der Zeitschichten.
Ort für Forschung
Die Bürospange ist als „Schaufenster“ nach Süden angelegt. So wird die Arbeit der Stiftung für den Ankommenden sichtbar und im Gegenzug sehen die Mitarbeiter den Parkplatz und können ggf. den Empfang vorbereiten. Mit einer verglasten Flurzone sind die Büros und Handbibliothek als in sich zusammenhängender Arbeitsbereich unabhängig vom Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich angelegt.