Gedenkstätte in Lützen
canopied tomb – ein Grabbaldachin
Einem überdimensionalen Findling gleich, ist das helle Gebäude vor dem dunklen Wald weithin sichtbar; ein Monolith im Feld – dem „verborgenen“ Schlachtfeld. Als steinerner Schutzraum für das „gefundene“ Mahnmal der 47 Toten überspannt das Gebäude den Grabblock und das Ausstellungsareal.
Ein neuer top-act im Ensemble
Der Bau ergänzt das städtebauliche Ensemble aus dem Schwedenstein mit Kapelle (die Erinnerung an das geschichtliche Ereignis) und den Schwedenhäusern (Geste der Versöhnung) als eigenständiger monothematischer „top-act“ Anti-Kriegsmahnmal zu einem Dreiklang. Er gliedert mit seiner Spitze den städtebaulichen Raum in den eher „sakralen“ parkartigen Grünbereich an der Kapelle und den „trivialen“ Eventbereich am Tierpark mit dem Parkplatz. Die Blickachsen aus dem Denkmalweg zum Baldachin und von der B87 zur Kapelle werden inszeniert und sogar auch ins Gebäude übernommen.
Antikriegs-Mahnmal oder -Grabmal?
Im Innern erhält der Grabblock eine würdevolle, zentrale und möglichst natürliche Inszenierung. Der Besucher kann selbst entscheiden, wie schnell er sich dem Grabblock nähert und letztlich auch, wie nah er ihm kommen möchte. Die ausdifferenzierten Ausstellungslinien bieten sich dabei als Hilfestellung an.
An zentraler Stelle im Raum steht der Grabblock in einer leichten Senke. Wie „freigelegt und aufgerichtet“ entwickelt er seine Präsenz aus der Natürlichkeit der Situation und seiner Echtheit. Auf den Sitzstufen ist hier Raum für Besinnung mit Fernblick zum verborgenen Schlachtfeld. Die Ausstellung ist hier nur noch Hintergrundrauschen.
Monolithische Materialität
Die durchgängige Konstruktion aus Sicht-Dämmbeton – innen wie außen – und der vollständige Verzicht auf Zeichenhaftigkeit, regionale Material- und Farbanalogien schirmen mit dem kargen „Steinfeld“ von äußeren Einflüssen ab und lassen so einen Raum entstehen für die Erfassung der globalen Dimension des Krieges an sich und seiner Opfer.
Das Dachtragwerk wird ebenfalls aus Dämmbeton errichtet. Seine Tragwerksstruktur wird mittels eines softwaregestützten Optimierungsalgorithmus bestimmt, indem rechnerisch nichttragende Bauteilbereiche schrittweise aus der monolithischen Konstruktion beseitigt werden. Das Resultat ist eine optimierter „Leichtbau“.
Ein weitgehender Verzicht auf komplizierte Haustechnik hält die Oberflächen ruhig und unterstützt so die würdevolle und kontemplative Ausstrahlung des Gebäudes.